Die nette Dame neben mir, denn wir standen in Zweierreihen Spalier um die heiligen Museumshallen zu sehen, gab sich als Deutsche mit langjähriger Pariserfahrung zu erkennen und wir fingen Gespräche an. Ein Kunstkenner aus Charlottenburg klinkte sich noch mit ein, so vergingen weitere 20 Minuten, die ich genoss. Ich nenne sie Mimi und Karl. Karl war sehr aufgeregt, endlich in das geschichtsträchtige Monument einzutreten und nackte Wände zu bestaunen. Es entbehrt Ironie, weitere 20 Minuten genau darauf zu warten. Das Warten hat es mir angetan, besonders mit Anderen zusammen, denn ich bin interessanten Menschen begegnet und wir mussten nicht gleich befreundet zu sein, um uns die Zeit zu vertreiben. Mimi zum Beispiel wusste viel spannendes über Paris zu erzählen, auch nach den Vor- oder Nachteilen von Berlin fragte ich, und konnte mich so richtig für Paris begeistern und mich in meiner Liebe zu Berlin bestärken. Wir Wartenden schlängelten uns dann über die noch nicht fertig gestellten Höfe und Innenhöfe, alles sehr professionell für unseren Ansturm gewappnet, denn auch Imbisse wurden angeboten an Ständen auf unserem Weg. Die Museumsinsel wirkt auf mich, wie aus einer früheren Zeit ausgeschnitten und ich würde mich einer Zeitreise hingeben, diese Gebäude sind ehrfürchtig und lassen erahnen, mit wieviel Stolz Kunst gesammelt wurde und wird. Die Präsentation von Kulturschätzen in solchen Hallen beeindruckt mich jedes Mal. Das Foyer ersank in Geschäftigkeit, Kinderwagen wurden verstaut, die Kinder hielten das Ganze bestimmt für eine Party, die Hinweisschilder zum Rundgang inspiziert und der Museumsguide ratsuchend belästigt. Ich nahm mir vor, jedem Raum kurz Beachtung zu schenken, hier und da ein Foto zu machen und dann wieder zu verschwinden. Meine Jacke behielt ich sogar an, obwohl es gut geheizt war. Die untere Etage hatte einen gewissen Reiz, durch die Säulen und dem Licht. Über die komplett neue Treppe gings dann nach oben. Das Geländer hat mir besonders gut gefallen. Sie hat aber in meinen Augen den Charme eines riesigen Betonspielzeugs, sehr kalt, wenn auch sandfarben, und war deplaziert. Die obere Etage war voller Überraschungen, der ägyptische Saal hatte eine geheimnisvolle Aura mit seinen blauen Decken und schönen Wandfarben. Ich mochte die neuen Räume, die wie eine riesige Plattenwohnung daher kam, nicht und wollte über die neu installierte Plattform im Lichthof fliehen, konnte aber nicht. Also schritt ich schnell durch diesen geometrischen Raum und war schon fast wieder draußen. Ein paar Fotos konnte ich schießen. Die verschiedensten Mosaike im Boden durchzogen das ganze Museum und versüßten mir die Leere der Räume. Ein echter Hingucker sind die Schwellenmosaike und der Kuppelsaal. Natürlich musste ich kurz vor dem Verlassen noch meine Meinung niederschreiben und einwerfen. Mimi und Karl traf ich nicht mehr, seit dem Eintritt hatten wir wohl unterschiedliche Geschwindigkeiten. Dafür traf ich auf zwei bekannte Gesichter, redete aber nicht mit Ihnen.
Mein Fazit ist, dass Musik dem gesamten Event eine Krone aufgesetzt hätte, denn manche Besucher wirkten ähnlich steif, als würden sie die Nofretete schon ganz aufmerksam untersuchen. Ein insgesamt gelungenes Vorhaben Altes und Neues würdevoll, sowie respektvoll miteinander zu verbinden. Der richtige Platz, die richtige Zeit und das richtige Angebot, nähmlich kostenlos, ist die Mischung für diesen Riesenhype um die Tage der offenen Tür im Neuen Museum. Meiner Meinung nach ist ab Oktober ein Besuch absolut lohnenswert und wird sicher viele Touristen anziehen. Kulturbegeisterte werden ebenso belohnt und die Geschichtsfanatiker können sich Beweise ansehen. Super Idee, danke Berlin!
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