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Tuesday, November 28, 2006

Selbstannahme versus Selbstverweigerung

Der ewige innere Kampf des Menschen täuscht mich nicht mehr, denn die Zeit, die uns heutzutage zur Verfügung steht, verleitet dazu, sich über die eigene Existenz Gedanken zu machen und eben diese kampfartig gegeneinander einzusetzen. Ich habe mich selbst diesem Thema eher von der Verweigerungsseite aus genähert, und es hat mich Überwindung gekostet, zuzugeben, dass ich mich selbst verweigere. Es gehörte auch eine Portion Mut dazu, mir einzugestehen, dass ich Veränderungen an mir vornehme und mehr und mehr positiv bewerte. Jeder lernt es anders, mit sich umzugehen und die eigenen Gedanken zu bewerten, diese Bewertungen im Leben umzusetzen und dabei diszipliniert zu sein. Disziplin zum Beispiel war und ist nicht meine Stärke, so ist es auch für mich nicht verwunderlich, mich nur sporadisch mit mir auseinander zu setzen. Vor nicht allzu langer Zeit begann ich eine gesunde Distanz zu meinen eigenen schlechten Bewertungen aufzubauen und dadurch konnte ich mich besser beobachten, annehmender hinterfragen und eindeutig gut bewerten. Es ist noch kein alltägliches Unterfangen, aber es gelingt mir zunehmend diesen Kampf zu beherrschen und gar Kraft daraus zu gewinnen für bspweise zehrende Aktivitäten. Es ist jedes mal aufs neue ein Kampf zwischen Bedürfnissen und gesellschaftichen Ordnungen. Zwischen Bedürfnisbefriedigung und der allgemeinen Ordnung besteht schon allein aus moralischer Sicht eine Diskrepanz. Es hat unheimlich lang gedauert, meine sexuellen Neigungen so anzunehmen, wie sie sind, und nicht dem gesellschaftlichen Bild von Familie entsprechen zu wollen. Schon früh begann ich schwules Leben als interessant, aber doch abstoßend zu betrachten, als nicht von der Natur gewollt und eben nicht gesellschaftsfördernd. Durch meinen Umzug in die Großstadt und den intensiven Kontakt zu homosexuellen Menschen änderte sich mit der Zeit meine Einstellung, aber geblieben ist bis heute das negativ besetzte Gefühl, sich wie ein Tier zu verhalten. Schwuler Sex ist aufregend und auch befriedigend für mich, aber als solches getragen von Lust sowie eben von Frust, da es mit meinem Körper geschieht, den ich immernoch ablehne. Mein Geist spaltet sich förmlich ab, um nicht zu sehr mit der Ablehnung des Körpers beschäftigt zu sein, sondern der Befriedigung zu fröhnen in solchen Momenten. Das Gefühl des Sich-Fallen-Lassens stellte sich nur wenige Male ein und wurde trotzdem von mir kontrolliert. Nur unter Einfluss von Drogen konnte ich nicht mehr kontrollieren und lies alles so sein und geschehen, wie es sein sollte. Danach war mein Gefühl durch Zerstreutheit konterkariert, denn ich wollte die bedingslose Annahme meinerselbst nicht durch Drogen entstehen lassen, ich wollte es ohne erleben. Auch heute bin ich in manchen Situationen sehr verwirrt, denn ich nehme weiche Drogen zu mir und diese bewirken eben einen unverfänglichen Umgang mit meinerselbst. Ich denke dann: das passt nicht zu dir. Oft arbeitet noch mein altes Muster, in dem aus Zweifeln die Verzweifelung hervorgeht und schleierhaft die Wahrnehmung verändert, aus der Verzweiflung heraus Bewertungen entstehen, die ich nicht mehr hinterfrage und meinem Muster entsprechen. Eine Erkenntnis, die für sich betrachtet, mich weiterbringt, aber mich im Geiste schmerzt. Ich halte mich für emphatisch genug und meine Bereitschaft zu forschen ist ebenso reichhaltig ausgeprägt, dass der Kampf eines Tages von mir geführt wird und dann nicht mehr die Beherrschung verliere.

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